Sie fragen sich sicherlich, was das jetzt bedeuten soll? Ganz einfach: Das sind Hochhäuser die als vertikale Friedhöfe genutzt werden. Diese Art von Friedhof wurde das erste Mal so richtig bekannt, als der berühmte Fußballspieler Pele aus Brasilien 2022 genau auf so einen Friedhof bestattet wurde. Der Friedhof wo Pele bestattet wurde ist in dem Stadtteil Marapé, der brasilianischen Stadt Santos. Pele hat da sogar seine Grabstätte mit Blick auf das Stadion zu Lebzeiten gewählt. Wieso gibt es eigentlich so was? In Brasilien zum Beispiel gilt eine 24 Stunden Bestattungspflicht. Denn aufgrund der großen Hitze in Brasilien können die Verstorbenen nicht lange aufbewahrt werden. Außerdem spielt der Platzmangel eine große Rolle bei diesen Friedhöfen. In vielen Ländern ist es kaum noch möglich, neue Friedhöfe zu planen, denn dazu fehlt einfach der Platz und die Grundstücke, zudem wird es immer teurer. Diese Art Friedhof gibt es nicht nur in Brasilien sondern auch in Japan und in Israel. Es gibt Pläne für Friedhofstürme in Paris und Mumbai. In Mexiko-
Stadt soll ein „Turm für die Toten“ errichtet werden – inklusive eines 250 Meter tiefen Kellers für weitere Bestattungen. Brasilien hat bis jetzt den größten Hochhaus-Friedhof mit 14 Stockwerken
die insgesamt 16.000 Grabstätten beinhalten, und die Zahl der Etagen soll auf 32 erhöht werden. Dann wird das höchste Grab 108 Meter näher am Himmel sein. In Israel ist das Thema noch sehr
umstritten, denn viele Bürger meinen, sie wollen genauso wie ihre Eltern bestattet werden und die Tradition beibehalten. Von religiöser Seite sind die Bauten akzeptiert, auch von ultraorthodoxen
Juden. Zudem besteht das Argument: „Wenn wir schon übereinander leben, dann können wir auch übereinander sterben“.
Der Hochhausfriedhof bietet mehrere Möglichkeiten zur Bestattung von Verstorbenen. Dazu gehören Urnenbestattungen, Bestattungen in belüfteten Einzelkabinen oder in privaten Räumen bzw. Mausoleen,
ohne das mehr Land benötigt wird und es kann für Jahre mit Grabstätten ausgesorgt werden. Menschen die wissen, dass sie wegen Krankheit sterben werden oder Menschen, die einfach zu normalen
Lebzeiten ihre eigene Beerdigung planen möchten, können ihre Räume in den Hochhäusern selber nach ihrem Geschmack gestalten und planen. Es kann ganz schön extravagant werden. Zum Beispiel können
solche Gebäude Ledersessel, weiße Marmorfliesen und hohe Fenster beinhalten. Es kann auch eine Mini-Bar, eine abgetrennte Suite mit Kellner-Service geben, denn der Tod sei ja schon hart genug.
Die Räume und Kammern werden für mehrere Jahre angemietet. Nachdem der Verwesungsprozess abgeschlossen ist, können die Gebeine in einem separaten Bereich des Gebäudes erneut bestattet werden.
Diese Art von Friedhöfen weist nur Vorteile auf, denn diese Friedhöfe können 365 Tage im Jahr geöffnet sein ohne Einschränkungen und sparen einfach Platz.
Geborgen und ganz nah bei den Liebsten
Die Vorstellung, um den verstorbenen Liebsten nah zu sein in solch ein Hochhaus zu fahren ist für uns Deutsche kaum denkbar. Doch wir fühlt es sich an? Zum Beispiel in die Tiefgarage zu fahren,
einen Fahrstuhl zu nehmen der einen ins jeweilige Stockwerk bringt und in Räumen mit sehr viel Sonne, Licht und Glas zu stehen. Man hat seine eigene Familienkapelle, wo man einfach zur Ruhe
kommen kann und ruhige Stunden mit seinen Liebsten verbringen kann und die Urnen hinter Grabplatten ruhen. Dort ist es ruhig und warm. Ein ganz anderes Verhältnis zum Tod. Nicht das Ende, sondern
ein Leben nach dem Leben.
Veronas Bürgermeister Flavio Tosi hat grünes Licht für genau so einen Friedhofsturm gegeben den der Architekt Riccardo Manfrin entworfen hat. Die Konstrukteure um Manfrin und den Mailänder
Unternehmer Pier Giulio Lanza haben sich bereits für elf Millionen Euro das Grundstück im Viertel San Michele gesichert. Jetzt muss nur noch der Stadtrat zustimmen.
Das Projekt vom Architekt Riccardo Manfrin bringt ein ganz anderes Verhältnis zum Tod. Nicht das Ende, sondern ein Leben nach dem Leben. „Cielo infinito“ – der unendliche Himmel, so hat der
Architekt sein Friedhofsturm gennant.
35 Stockwerke hoch soll das Gebäude werden. Insgesamt 23.500 Grabnischen sind in dem Turm vorgesehen. Der Großteil von den Räumen soll zu knapp 3.000 Familienkapellen werden. Aber auch
Einzelnischen sind geplant, die jeweils bis zu 10.000 Euro kosten könnten. Sechs Seitenarme umgreifen den Mittelturm. Cielo infinito ist eine Friedhofsstadt. Modernste Technik, modernste
Architektur soll der Turm beinhalten. Der Turm sei so konstruiert, dass er bei Erdbeben sicherer als ein Krankenhaus sei.
Ganz oben unter der Glaskuppel befindet sich eine Kirche. Gedenkfeiern jeder Art können in über das Hochhaus verteilten Andachtsräumen abgehalten werden. Blumenläden, Bestattungsinstitute, aber
auch ein Kunstmuseum sollen Platz im Friedhofsturm finden. Die Gräberverwaltung würde von der Stadt übernommen, das Gebäude von der Planungsgesellschaft Cielo infinito Srl um Manfrin und Lanza
verwaltet. Mit diesem Projekt soll ein bisher makaber empfundener Ort wie der Friedhof zum Ort des Lebens gemacht werden, so sei es das Ziel vom Architekten, für das er 200 Millionen Euro
Baukosten kalkuliert. Zudem soll es nicht die Stadt Verona bezahlen, sondern die Bauherren von der Cielo infinito Srl. Doch auch bei diesem Projekt gibt es Menschen die dagegen sind. Auch in
Mailand stand der Turm der Toten vor dem Durchbruch. Mit dem Wechsel des Bürgermeisters wurde das Projekt jedoch gekippt. Jetzt liegen alle Hoffnungen der Planer auf Veronas Stadtrat.
Christin Polednia