Lüneburg, Januar 2020

Trauer als Menschlicher Prozess


Im Zyklus des Lebens gehört die Geburt genauso dazu wie der Tod. Irgendwann müssen wir uns mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinandersetzen. Ein Prozess, bei dem Begleitung helfen kann.
Die Trauerbegleitung unterstützt Menschen bei der Bewältigung erlittener oder zu erwartender Verlusterfahrungen. Es wird der Versuch unternommen, dem menschlichen Bedürfnis nach Trost und Unterstützung zu begegnen. Beim Prozess der Trauer kann der Mensch durch Dasein, Mitschweigen und Zuhören unterstützt werden. Jeder kann Trauerbegleitung bei seinen Mitmenschen leisten, da diese nicht mit einer ärztlichen Therapie vergleichbar ist. Dazu kommt, dass es kein Rezept oder festgelegten Hilfsprozess bei der Trauerbegleitung gibt, jeder Mensch ist als ein Individium zu betrachten. So auch der Umgang mit der Trauer und die Hilfe, die sich der Trauernde wünscht oder vielleicht braucht.

Dem einen hilft es, in Erinnerungen zu schwelgen und sie mit Hilfe von Fotos aufleben zu lassen. Andere wiederum sind gerne erst einmal für sich und finden vielleicht auch noch nicht die Kraft, bestimmte Räume zu betreten oder Hab und Gut des Verstobenen durchzugehen. Hören Sie auf Ihren Instinkt, nutzen Sie die Kenntniss, die Sie über den Trauernden haben oder fragen Sie ganz offen nach. Ganz sicher können Sie in irgendeiner Form helfen, und wenn es zunächst die Rückhaltung ist, begleitet von dem Versprechen, zu gegebener Zeit für Hinterbliebene da zu sein. Ihren Ursprung findet die Trauerbegleitung in der kirchlichen Seelensorge und ist bis heute ein Teil in der pfarramtlichen Tätigkeit. In der Moderne tabuisierte man das Ausleben der Trauer durch die Lebensbereiche Krankheit und Sterben.

Es mussten erst Menschen wie die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, welche sich mit den Themen Sterben und Tod befasste, Impulse geben, um die Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen. Aufgrund dieser Entwicklung, entstanden seit den 1980er Jahren viele verschiedene Formen der Trauerbegleitung. Es bildeten sich Trauergruppen sowie Selbsthilfegruppen. Sogenannte „Trauercafés“ wurden eingerichtet und Trauer-Reisen angeboten. Es wurden Kurse zur Trauerbegleitung entwickelt, damit ein jeder die Chance hat, seinen Mitmenschen in Trauer gezielt helfen zu können.

Um jedoch eine gewisse Qualität der Trauerbegleitung zu sichern, wurden 2007 vom damaligen „Bundesverband Trauerbegleitung“ gemeinsame fachliche Standards festgelegt. Noch heute halten sich viele der Verbände zur Bewältigung von Trauer und auch Außenstehende an diese Standards.

 

Trauerprozess und Trauerbegleitung
Die psychologische Wissenschaft teilt seit Sigmund Freuds klassischer Monographie über „Trauer und Melancholie“ aus dem Jahre 1917 die Annahme, dass Trauernde sich mit ihrem Verlust und ihren Gefühlen auseinander setzen müssen, damit diese verarbeitet werden können. Vermeidet eine trauernde Person diese Konfrontation, besteht das Risiko der Fehlanpassung, was wiederum zu Neurosen und Depressionen führen kann. Um dies auszuschließen, dient die „Trauerarbeit“. Darunter wird der Prozess der emotionalen und kognitiven Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit des Verlustes verstanden.

Die Funktion der Trauerarbeit ist es also, die gefühlsmäßigen Bindungen gegenüber dem Verstorbenen neu zu definieren und als Bestandteil, der vergangen ist, in das Leben des Trauernden zu integrieren. Jedoch ist es nicht zwingend nötig, die eigenen Gefühle über den Verlust gegenüber anderen zu enthüllen, um Trauerarbeit leisten zu können. Anderen gelingt die Trauerbewältigung wiederum nur mithilfe von Gesprächen. Indem sie mit anderen reden, klärt sich nach und nach die Situation für sie. Bei der Trauerbewältigung geht es nicht darum, sich von der Trauer zu befreien, sondern den Verlust und die damit verbundene Trauer als Bestandteil des Lebens anzunehmen und sie zu integrieren. Verluste können nur dann akzeptiert werden, wenn sie seelisch und geistig verarbeitet worden sind.

 

Studie - Die Tübinger Längsschnittstudie befasste sich mit diesem Thema. In Folge der Untersuchung wurde eine Gruppe von Männern und Frauen in einem Zeitraum von zwei Jahren nach deren Verlust wiederholend befragt und nach verschiedenen Kriterien mit vergleichbaren Verheirateten verglichen. Hiernach können Trauerbegleitung und Trauertherapien nur denen helfen, die selbst nicht imstande sind die Trauer zu verarbeiten, da ihnen ein Gesprächspartner fehlt.

 

 

Bundesverband Trauerbegleitung e. V.
Durch die heutigen gesellschaftlichen Veränderungen bleiben viele Menschen nach dem Verlust eines Angehörigen allein mit ihrer Trauer. Daher wird es immer wichtiger, Menschen Anlaufstellen zur Trauerbewältigung zu bieten. Der Bundesverband Trauerbegleitung e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, trauernden Menschen diese Hilfe mit geschulten und professionellem Personal zur Verfügung zu stellen. Die Qualifikation eines Trauerbegleitenden basiert auf Qualitätsstandards wie Fach-,
Selbst-, Methoden- und sozialer Kompetenz.

Die Gründung des Verbandes resultiert aus der jahrelangen Kooperation der mehr als dreißig Gründungsmitglieder. Im Jahr 2008 wurden Qualitätsstandards zur Trauerbegleitung veröffentlicht, welche sich aus vielen Konferenzen in den Jahren zuvor entwickelt hatten. Der Verband bildet seine Mitglieder in breit gefächerten Kursen, Tagungen, Supervision und angeleiteter Praxis aus, damit diese in verschiedensten Einrichtungen Trauernden bei der Bewältigung des Verlustes und ihrer Gefühle unterstützen können. Text: L. Hörster

 

Auf der Website des Verbandes finden Sie Trauerbegleitende in Ihrer Region, eine Infobroschüre zum Download sowie ein Kursangebot und Literaturempfehlungen.

 

Bundesverband Trauerbegleitung e. V.

am Pfalzklinikum AdöR

Weinstraße 100, 76889 Klingenmünster

E-Mail: info@bv-trauerbegleitung.de

Telefon: 05545 / 6990130

Telefonsprechzeiten: Dienstags 14.00 – 17.00 Uhr,

Donnerstags 10.00 – 13.00 Uhr

www.bv-trauerbegleitung.de