Lüneburg, Dezember 2020

Abschied ist ein schweres Wort

Wenn ein Mensch verstirbt, findet fast immer eine Trauerfeier statt, in jeder Religion, an jedem Ort. Oft sind Bestatter die wirklich letzten Menschen, die einen Verstorbenen zu sehen bekommen. Sie bereiten den Abschied vor, welcher der Letzte sein wird.

Bild: © Kzenon -AdobeStock_44222094
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Als Bestatter braucht man eine starke Psyche und genügend Distanz, um bei aller Empathie für die Hinterbliebenen der sachlichen Erfüllung seiner Aufgaben nachzukommen. Tino Lips hat dies schon als junger Mensch von seinem Vater gelernt und ist bis heute gern in seinem Beruf. Aber warum wird man Bestatter?
Sein Vater, Rudolf Lips, war seit Jahren in einem Lüneburger Bestattungsinstitut angestellt. Im Jahre 1997 hat er sich selbstständig gemacht. Er schloss sich mit der Ahorn Holding Gesellschaft zusammen um mehr Möglichkeiten für sein Unternehmen zu schaffen, wurde Geschäftsführer und hielt 25 Prozent am Unternehmen.
Im Jahre 1999 gab es jedoch eine Fusion mit der Firma Grieneisen. Ein riesiges Unternehmen, das die Zukunft einleuten sollte. Doch die Realität belehrte Rudolf Lips eines Besseren. Nach nur vier Jahren wurde diese Partnerschaft wieder gelöst. Die Söhne Tino und Torsten Lips übernahmen die übrigen Geschäftsanteile und so entstand die Ahorn Trauerhilfe Lips GmbH. Denn den Namen Ahorn durften und wollten sie behalten.
Der Gründer des Unternehmens, Rudolf Lips, zog sich dann 2015 aus dem operativen Geschäft zurück. Heute arbeitet er nur noch ab und zu – eher im Hintergrund. Er ist eben gern selbständig und gern Bestatter.
Tino Lips studierte zunächst Wirtschaftsinformatik. „Ich wollte eigentlich nicht Bestatter werden. Das kam so.“ meinte Tino Lips im Gespräch.  Schon als junger Mensch, mit Anfang 20, kam er mit Verstorbenen in Berührung. Er half manchmal bei seinem Vater. Den Beruf Bestatter gab es eigentlich gar nicht. Es war eher eine Berufung.
Nach dem Kauf der Anteile im Geschäft seines Vaters war die berufliche Laufbahn festgelegt. Heute, nach 17 Jahren, ist es immer noch die richtige Entscheidung für ihn. In der Zwischenzeit hat er die Ausbildung zum geprüften Bestatter nachgeholt und als eine „Frage der Ehre“ auch seinen Meister darin gemacht.


Die Frage der Ehre
Im Jahre 2009 nahm der Betrieb seinen ersten Auszubildenden auf. Den jungen Mann kannte man aus einem vorherigem Praktikum und der Beruf war kürzlich als Ausbildungsberuf der Handwerkkammer anerkannt worden. Dass dieser erste Azubi der Firma auch gleich der beste in Niedersachsen wurde, die Meisterschule direkt im Anschluss besuchen durfte und 2014 als jüngster Bestattermeister Deutschlands den Abschluss machte, hat niemand geahnt.
Das konnte Tino Lips nicht auf sich sitzen lassen. Also machte er sich daran, die Voraussetzungen zu erfüllen und ging ebenfalls auf die Meisterschule. Denn mit der Zertifizierung nach ISO ging auch die Voraussetzung für die
Betriebszulassung nur mit einem Meisterbrief einher. Auf die Frage, ob sich junge Menschen für solch einen Beruf interessieren, antwortete Tino Lips: „Für unseren Ausbildungsplatz haben wir zig Bewerbungen. Das Interesse bei jungen Leuten ist groß.“ In der heutigen Zeit – eine seltene Antwort. „Der Beruf ist immer noch etwas ungewöhnlich und bizarr. Vielleicht liegt darin das Geheimnis des großen Interesses?“


Bestatter – ein Beruf mit Distanz
Ein Bestatter erfährt so viel aus dem Leben der Verstorbenen, dass man meinen könnt, man kannte den Menschen. Dabei sieht ein Bestatter die meisten Toten zum ersten Mal. Dagegen die Angehörigen, die Hinterbliebenen – sie sehen zum letzten Mal in ein geliebtes Gesicht.
Damit diese Erinnerung angenehm im Gedächtnis bleibt, versorgt ein Bestatter die verstorbene Person, kleidet sie an und gibt Gegenstände mit in den Sarg, die der Person sehr wichtig waren. Diese Aufgaben zu meistern erfordert eine starke Psyche. Genau zu wissen, wann man die Situation wie weit an sich her­ankommen lassen kann, ist ein Grenzgang zwischen Heiß und Kalt, zwischen  gefühlvoll und gefühllos.


Bestattung mit Herz
Menschen bei ihrer Trauer zu begleiten und ihnen zu zeigen, dass die andere Person im Herzen weiter leben kann, ist etwas sehr emotionales und berührt auch das Bestatterherz. Die Mitarbeiter zu beobachten, ob sie dieser psychischen Belastung stand halten ist eine der vielen Aufgaben von Tino Lips und seinem Bruder Torsten, die sie als Inhaber und Kopf der Firma wahrnehmen. Mit viel Empathie für die Kunden aber auch für die eigenen Mitarbeiter ist jede Bestattung neu zu bewerten.
Damit jeder emotional und fachlich sich weiterentwickeln kann, muss jeder viele verschiedene Aufgaben erfüllen. Sei es das handwerkliche Arbeiten am Sarg, die Beratung des Kunden oder die Ausgestaltung der Trauerfeier – die Mischung bringt den Ausgleich. „Als Bestatter muss man auch abschalten können.“, sagt Tino Lips. „Es ist wichtig, dass wir unser eigenes Leben nicht vergessen. Wir haben auch Familien.“
Heute lernt man in der Meisterausbildung viel über Selbstreflektion und Trauerpsychologie. Und dennoch kommt es vor, dass auch ein Bestatter mit den Tränen kämpft. Der ergreifendste Moment für Tino Lips war eine Trauerfeier, auf der ein kleiner Junge, damals im Alter seines eigenen Sohnes, um seinen verstorbenen Vater bitterlich geweint hat. „Solche Bilder verfolgen einen lange.“, so Tino Lips.
Aber es gibt auch schöne, überraschende und aufregende Momente im Leben eines Bestatters. Zum Beispiel, wenn die Angehörigen die Trauerrede selbst übernehmen – was hin und wieder vorkommt. Einige von ihnen sind wahre Wortkünstler und Poeten, dass es selbst Profis die Sprache verschlägt. Sei es die Art und Weise des Vortragens oder die Wortwahl.


Der Ort der Abschieds
Auch bei der Trauerfeier gab es schon so manchen Fall, bei dem Tino Lips staunte, wie die eines Kunden, der von seinem Verstorbenen im eigenen Garten Abschied nehmen wollte.
Die meisten Beisetzungen jedoch finden ganz klassisch auf dem Friedhof statt. Eine Seebestattung ist da schon eher selten – aber möglich. Auch andere Bestattungsformen sind denkbar. Die größte Trauerfeier, die Ahorn Trauerhilfe Lips bisher organisiert hat, war die Beisetzung von Herrn Pfohe, im Jahre 2004. „Es kamen über 1000 Gäste. Wir mussten 5 Reisebusse organisieren, die die Trauergäste von der St. Johanniskirche in Lüneburg zum Friedhof gebracht haben.“, erzählt uns Tino Lips.


Das Gedenkportal
Das Trauerverhalten verändert sich. Die stille Trauer nimmt zu. Heute sind die Feiern sehr viel kleiner und eher im Familienkreis. Ganz unabhängig von Corona-Krisen-Zeiten und Abstandsregeln. Passend zur stillen Trauer hat das Bestattungsinstitut Ahorn Trauerhilfe Lips auf seiner Website ein Gedenkportal eingerichtet. Hier können Angehörige, Freunde und Kollegen eine virtuelle Kerze für den Verstorbenen anzünden, einen Abschiedsgruß bekunden oder eine Kondolenz aussprechen (schreiben).
Die Nutzung des Portals ist kostenfrei, diskret und persönlich. Man findet dort den Termin der Beisetzung, kann dort ein Foto den Verstorbenen hochladen oder auch einen Blumenstrauß direkt zur Trauerfeier oder Grabstätte senden, ohne dass man die genaue Anschrift kennt. Denn das wissen die Bestatter. Solche Daten sind beim Namen des Verstorbenen hinterlegt und werden dann diskret weitergeleitet. Wer mag, kann sogar ein Fotobuch dort erstellen und es nach Hause oder zu den Hinterbliebenen senden lassen, denn Bilder schaffen bleibende Erinnerungen für die Trauernden.
Mit dem Gedenkportal ist die Anteilnahme und Trauer ein Stück digitalisiert, aber nicht weniger herzlich. Wer bereit ist, neue Wege zu gehen und Möglichkeiten der Trauerverarbeitung nutzen möchte, ist in diesem Portal gerade in der heutige Zeit gut aufgehoben und findet bestimmt viele Briefe aus ganz unerwarteten Richtungen.


Der letzte Weg
Damit auch der letzte Weg eines Menschen so verläuft, wie er es sich zu Lebzeiten wünschte, sollte man schon zu Lebzeiten seine Wünsche äußern. Das Team von Ahorn Trauerhilfe Lips berät jeden Kunden mit der notwendigen Ruhe und dem Wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung. So können Aufgaben für die Hinterbleibenden schon vorher geklärt und abgenommen werden. Der persönliche Kontakt mit einem festen Ansprechpartner ist hierbei besonders wertvoll und schafft Vertrauen für die Zukunft – die Zeit danach.

Text: SB