Lüneburg, März 2022

„Oma? Wenn du stirbst,                                                     kommst du dann in den Himmel?“

Kinder fragen gerade heraus und ohne Scheu. Doch wie soll man antworten?

Es ist für niemanden leicht, einen geliebten Menschen zu verlieren. Besonders schwierig wird es, wenn man keine Zeit oder Gelegenheit hatte, sich von ihm zu verabschieden, oder wenn Kinder dabei sind.

©  Anatoly-stock.adobe.com
© Anatoly-stock.adobe.com

Mit Kindern wird über vieles geredet und ihnen wird viel erklärt. Doch wie erklärt man den Tod? Was sagt man, wenn die Mutter nicht mehr nach Hause kommt? Als Erwachsene verfallen wir in Trauer, reden mit Familienmitgliedern, Freunden oder Phsychologen über unsere Gefühle und suchen uns Wege, mit der Trauer umzugehen. Für Kinder ist das ein Prozess auf den weder sie selbst noch die Mitmenschen vorbereitet sind. Das kann zu großen Belastungen in der Familie und Ängsten bei den Kindern führen.
Kati Lüdecke ist studierte Sozialpäda­gogin und ausgebildete Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche. Sie  betreut seit 2008 Kinder und Familien. Anfangs war sie für das Jugendamt in sogenannten Familien mit Unterstützungsbedarf tätig. Eines Tages kam die Bitte, sich um ein Kind zu kümmern, dessen Angehörige verstorben ist. Es gelang ihr sehr schnell, das Kind aufzufangen und ihm eine Gesprächspartnerin zu sein. So kam schnell der nächste Fall auf sie zu und sie bemerkte, dass es überhaupt kein Angebot im Rahmen der Sozialbetreuung für solche Fälle gab.

© K. Lüdecke
© K. Lüdecke

Aus diesem Gedanken heraus gründete sie gemeinsam mit Antje Haßelfeld, Trauerbegleiterin für Erwachsene, vor 12 Jahren den Verein Lichtblick in Lüneburg. Seit sieben Jahren ist auch Janos Bartdke, Erzieher, Trauerbegleiter für Kinder und Jugendliche und Buchautor im Team.
Bis heute hat der Verein 400 Familien in Trauersituationen geholfen. Fünf ehrenamtliche Helfer unterstützen den Verein regelmäßig. Aktuell werden 35 Familien betreut und begleitet.
Für die Kinder ab 2 Jahren finden Einzelgespräche statt. Ab dem 4. Lebensjahr treffen sich die Kinder regelmäßig in kleinen Gruppen. Dann können sie sich austauschen und spielen. Sie spielen hier mit anderen Kindern, die Gleiches erlebt oder durchlebt haben. Kinder, die wie sie trauern. Ganz wichtig dabei ist, dass sie darüber reden. Sie reden über ihre Ängste, Gefühle und Träume, und sie stellen Fragen, die sie woanders nicht stellen. Gegenseitiges Ermutigen, Aufmuntern und Erfahrungen austauschen ist ein wichtiger Aspekt für Kinder, die ganz neue Gefühle einordnen müssen. Die Kinder lernen zu trauern und einen Weg zu finden, mit ihrer Trauer umzugehen. Natürlich wird in den Gruppentreffen auch gelacht. Denn das Leben geht weiter. Kinder brauchen den Raum zur  Trauer genauso wie Zuversicht und Lebensfreude.
Wie Kati Lüdecke feststellt, ist „Trauern eine wichtige und gesunde Reaktion, mit der Kinder erstaunlich sensibel, offen und unbefangen umgehen, wenn ihnen die Möglichkeit dazu geboten wird.“
Für etwa 2 Jahre sind die Kinder normalerweise in der Gruppe. Danach schaffen sie es, allein mit der Trauer zurechtzukommen. Was nicht bedeutet, dass die  Zeit des Trauerns beendet ist.
Für die Eltern ist der Besuch der Gruppen hier ebenfalls ein großer Gewinn. Sie treffen ebenfalls auf „Leidenspartner*innen“ und können Erfahrungen austauschen. Der Umgang zwischen Eltern und Kindern verändert sich durch die Besuche in der Gruppe. Sie werden offener und manchmal sogar vertrauter miteinander. Sie begreifen und verstehen gegenseitig, welch‘ große Emotionen in Kindern stecken und welch‘ weicher Kern in den alltagserprobten Eltern wohnt.
Die Gruppenarbeit gibt Raum für die Gespräche – die nach dem Tod. Ganz selten schon vorher. Doch das ist mindestens genauso wichtig. Nämlich genau dann, wenn die Kinder bewusst mitbekommen, dass ein geliebter Mensch sterben wird. Dann gilt es, Antworten zu finden. Welcher ist der letzte Besuch? Tut das weh, wenn man stirbt?
Der größte Fehler, den die Erwachsenen dabei oft machen ist, dass sie die Kinder mit ihren Fragen nicht ernst nehmen. Klare Antworten, etwas kindgerecht verpackt sicherlich, geben den Kindern die Chance, zu verstehen und das Thema verarbeiten zu können. Kinder können gut zuhören und malen sich manchmal ihr eigenes Bild zum Gehörten. Geben Sie ihnen die Freiheit, Bilder zu malen! Auch Sie, liebe Leser, können den Kindern helfen. Unterstützen Sie den Verein, der nur durch Spenden finanziert wird. Jeder Euro ist hier willkommen, damit Kinder wieder lachen können.

Autorin: S. Butenhoff

Lichtblick
Beratung und Gruppen für trauernde Kinder und Jugendliche
Hügelstraße 3
21337 Lüneburg
Tel. 04131 - 731055
www.lichtblick-lueneburg.de