Der schöne Heidefriedhof

Friedhof und Kapelle in Rettmer

Gedanken zu einem eigenen
Friedhof in Rettmer hat sich in
den 1920er Jahren der Bauer
Friedrich Heins der Überlieferung
nach schon gemacht. Der Weg
nach Embsen, denn zum dortigen
Kirchspiel gehörte Rettmer schon
vor 700 Jahren, war bei Wind und
Wetter wie Schnee und Regen
doch weit.

 

Erste konkrete Pläne für die Anlage
eines Friedhofes in Rettmer gibt es
dann aus dem Jahre 1935. Bis zu dieser Zeit fanden die Begräbnisse auf dem Friedhof an der Embsener
Kirche statt. In früherer Zeit führte der
Weg dorthin durch die Feld- und Waldfluren von Rettmer und Embsen und wird heute noch „Embser Kirchweg“
genannt. Nicht nur beim sonntäglichen Kirchgang, beim Konfirmandenunterricht
und bei Beerdigungen, sondern auch zum Besuch und zur Pflege der Grabstätten war der Weg nach Embsen weit und beschwerlich, da es zu Fuß, mit dem Rad oder mit Pferdefuhrwerk dorthin ging – und das bei jedem Wetter. Es war der Vollbauer Friedrich Heins der einst nahe der prähistorischen Grabstätten und nicht allzu weit von seiner Ziegelei entfernt ein gutes Stück seines Landes, für Rettmers eigenen Friedhof angeboten hatte. Er war ein Bauer mit großem Herzen und wollte sich
und den Menschen die weiten Wege ersparen. Friedrich Heins hatte sich für ein Fleckchen Erde entschieden, das am Rande des Dorfes in südlicher Richtung am Heiligenthaler Wald lag. Es war mit Heide und vereinzelten Kiefern bewachsen. Man wurde sich in der Gemeinde schnell einig, und es kam zum Abschluss eines Pachtvertrages. Dieser sollte der Überlieferung nach als Gegenleistung garantieren, dass es in Rettmer nie einen Kindergarten geben solle. Seit 1936/1937 fanden die ersten Beerdigungen auf dem Friedhof statt, und am Anfang der vierziger Jahre erhielt jede Familie aus Rettmer eine eigene Begräbnisstätte. In der Zeit von 1950 bis 1960 wurde der Friedhof Rettmer neu eingerichtet. Aus eigener Kraft konnte die Gemeinde Rettmer 1965 eine Friedhofskapelle bauen und sieben Jahre später, 1977, Land für eine erste Erweiterung dazukaufen. Seit der Eingemeindung 1974 hat die Stadt den Friedhof übernommen, und er wird vom Stadtgartenamt verwaltet. Wenn der Friedhof auch ein wenig einsam und am Rande des Dorfes liegt, so ist er ein schöner Heidefriedhof, umgeben vom Kiefernwald inmitten vorgeschichtlicher Hügelgräber von denen die ersten neun Hügel bereits 1913 und
weitere elf 1960 untersucht wurden. Er zeichnet sich durch seinen ländlichen
Charakter und seine Lage im Wald aus. Mit 0,6 Hektar Fläche ist dieser Friedhof
der kleinste in der Trägerschaft der Hansestadt Lüneburg. Die Grabstätten können wie eine Chronik der ortsansässigen großen Familien und ihrer Höfe betrachtet werden. Die Gestaltung des Friedhofes war schlicht und einfach und entsprach
dem Charakter der Heidelandschaft sowie den Bäuerlichen Urhöfen; das zeigt sich
nicht nur in der Bepflanzung des breiten Mittelweges mit Birken, sondern ist
auch an den Grabsteinen zu erkennen. Auf all den alten Familiengräbern stehen
ländlich traditionell die Namen der Verstorbenen auf großen Findlingen
eingearbeitet. Zum Gedenken an die Kriegsopfer steht vor dem Eingang ein
Ehrenmal. Auf einem großen Findling sind die Zeichen des Eisernen Kreuzes,
die Jahreszahlen „1914 bis 1918 und 1939 bis 1945“ und die Inschrift „Unseren
Kriegsopfern“ zu sehen. Jährlich werden hier die Gedenkfeiern sowie die
Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag durchgeführt.

 

© Frau Bendorf, Ortsvorsteherin von Rettmer,
Auszüge aus der Dorfchronik