jeder trauert anders

Nur wer darüber redet, dem kann geholfen werden.

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Verschiedene Phasen der Trauer
Die Schweizer Psychologin Verena Kast stellte in den 1980er Jahren ein Phasenmodell, nach dem Modell von Psychologin Elisabeth Kübler-Ross, auf.

Diese Phasen umfassen:
Nicht-wahrhaben-wollen: Der Trauernde steht unter Schock und ist zunächst empfindungslos. Der Tod will nicht wahrgenommen werden. Es kann unterschiedlich lang dauern, bis die Realität bewusst wird.
Aufbrechende Emotionen: Ein Sturm an Emotionen wechselt sich ab. Es wird oft ein Schuldiger für den Tod des geliebten Menschen gesucht.
Sich-Trennen: Man nimmt die Umwelt, vor allem die des Verstorbenen bewusster wahr. Die Trauernden richten ihre Aufmerksamkeit auf Orte undTätigkeiten, die im Zusammenhang mit dem Verstorbenen stehen. Hier ist es wichtig, sich vom Verstorbenen nach und nach zu lösen. Erst dann, verläuft die Trauer gut. Manch einer jedoch lebt von da an in einem Zweitleben mit dem Verstorbenen, was zur Folge hat, dass die Trauer nie überwunden wird.
Neuer Selbstbezug: Hier wird der Verstorbene zu einem inneren Begleiter. Der Verlust wurde akzeptiert und die trauernde Person ist für neue Beziehungen wieder offen.

Der Psychologe J. William Worden dagegen ist der Meinung, dass keine Trauer wie jede andere ist. Stressreaktionen seien nicht gleichmäßig und statisch. Außerdem verlaufe Trauer wellenartig, Gefühle kommen und gehen. Trauernde haben daher Aufgaben, die sie bewältigen müssen, um auch über ihre Trauer hinweg zu kommen.

Die Aufgaben Trauernder:

  • den Verlust als Realität anerkennen,
  • den Schmerz zulassen und erleben, aushalten
  • sich der Welt anzupassen, in der der Verstorbene fehlt
  • Trennung vom Verstorbenen und sich neuen
    Beziehungen öffnen


Wenn die Verzweiflung nicht endet
Das erste Trauerjahr galt als gesellschaftlich akzeptierter Zeitraum für das Abschiednehmen. Besonders das Datum des ersten Todestags kann es vorkommen, dass Trauernde nochmals mit Gefühlsausbrüchen zu kämpfen haben.
Komplizierte Trauer und verlängerte Trauerstörung
Wird ein Trauernder auch nach 13 Monaten nach dem Tod von den gleichen Emotionen beherrscht, spricht man von einer komplizierten Trauer oder auch verlängerten Trauerstörung. Der tiefe seelische

Stirbt ein nahestehender Mensch, bricht die Welt zusammen und das buchstäblich, denn über unsere Bindungen zu anderen Menschen definieren wir uns zu großem Teil. Zu Trauern ist jedoch wichtig – nur daran wandelt man.

 

Abschiede sind schwer
Der Psychoanalytiker Collin Murray Parker sagte einmal, dass Trauer der stärkste Stress sei, den ein Mensch erfahren könne. Laut Verena Kast, einer Schweizer Psychotherapeuten, definieren wir uns über unsere Bindungen, sodass der Tod eines geliebten Menschen unser Selbstbild in seinen Grundfesten erschüttert. Es ist daher notwendig, sich mit der Trauer zu befassen und diese zu verarbeiten. Trauer verändert die Menschen. Wir gehen bewusster durchs Leben, legen andere Maßstäbe für unseren Alltag an und entwickeln einen Blick für das Wesentliche.


Jeder trauert auf seine Weise
Wir finden für uns alle einen eigenen Weg zu trauern und haben auch ein eigenes Tempo, in dem wir diese bewältigen. Trauer wird sowohl seelisch als auch körperlich erlebt. Sie zeigt sich durch Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Nervosität, tiefer Erschöpfung sowie Kopf- und Herzschmerzen. Seelisch durchlaufen wir emotionale Ausnahmezustände, wie tiefe Verzweiflung, Schmerz, Wut, Einsamkeit, Angst, Schuldgefühlen und totale Hoffnungslosigkeit. Nichts kann einem Freude bereiten.

 

 

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 Schmerz vergeht nicht und die Verzweiflung hält weiter an. Eine unstillbare Sehnsucht nach dem Verstorbenen besteht. Der Trauernde hat keine Empfindung für Freude und nimmt die Gegenwart nicht wirklich wahr.

 

Traumatische Trauer
Hierbei wird die Trauer von traumatischen Erfahrungen überlagert. Das können plötzlich auftretende Erinnerungen vom Sterbeprozess sein. Der Trauernde reagiert reizbar und angespannt. Es wird versucht, den schmerzenden Empfindungen und Gesprächen auszuweichen.
Trauern ist überlebenswichtig
Auch wenn es ein schmerzhafter und teils langer Weg ist, muss jeder trauern. Nur der, der sich eines Verlustes bewusst wird und diesen als solchen durchlebt hat, kann heilen. Irgendwann ist man wieder bereit am Leben anderer teilzuhaben. Der Schmerz wird zu einem stetigen Begleiter, aber er verändert sich und wird schwächer. Man lernt damit umzugehen und zu leben.
Heutzutage ist es leider so, dass die Gesellschaft nur einen kurzen Zeitraum zum Trauern lässt. Danach muss man wieder in der Lage sein zu „funktionieren“ und am Leben teilnehmen zu können. Dies sollte sich aber ändern, denn es kann viel schmerzhafter werden, die Trauer zu verdrängen, weil einem nicht genug Zeit bleibt, um sich zu verabschieden. Irgendwann holt sie einen doch wieder ein.

Quelle: www.ardalpha.de


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Begegnung mit dem Tod

Der Tod eines geliebten Menschen erschüttert uns bis ins Mark. Es ist erwiesenermaßen eine der größten Stresssituationen im Leben, mit denen wir umgehen müssen. Man kann es gar nicht fassen, was geschehen ist und fühlt sich wie erstarrt.

Gefühle wie Angst und Wut sind sehr präsent. Sie bestimmen den Alltag und oft fühlt man sich ihren völlig ausgeliefert. Man will einfach nicht wahrhaben, was passiert ist. Der ganze Körper ist aus dem Gleichgewicht geraten. Es braucht viel seelische Stärke (Resilienz), um zu akzeptiern, was nicht zu ändern ist. Das ist eine sehr schwierige Lebnsphase und Sie brauchen viel Kraft!
Zuversichtlich sein
Gerade in dieser Zeit ist es sehr wichtig, dass man jemanden zum Zuhören und Austauschen hat. Jemanden, der einem nahesteht und mitfühlt. Jemanden, der einem Zuspruch schenkt und einfach da ist, um liebevoll zu begleiten, bis sich langsam wieder Zuversicht einstellt und der Blick nach vorne gerichtet werden kann. Ebenso wichtig ist es, die eigenen, ungewohnten Gefühle einfach zu akzeptieren, was natürlich leichter gesagt als getan ist. Holen Sie sich jede Unterstützung, die Sie erhalten können und schämen Sie sich nicht, wenn Sie unvermittelt losweinen müssen. Der Weg durch die Trauer bis zu einem seelischen Gleichgewicht dauert bei den meisten Menschen drei bis fünf Jahre.
Wichtige Prozesse
Rituale können helfen den Trauerprozess positiv zu unterstützen. Wenn möglich verplanen Sie Ihre Wochenenden und Zeiten, in denen Sie sich besonders alleine fühlen können. Schreiben Sie Tagebuch, vertrauen Sie ihm alles an, was Sie bewegt. Das ist ein sehr hilfreicher und entlastender Prozess. Suchen Sie sich Trauergruppen, mit denen Sie sich treffen uns austauschen können. Dort haben Sie Gelegenheit sich gegenseitig stärken. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Trauer verändert uns
Machen Sie sich, wenn nötig, einen Tagesplan, damit Sie eine Struktur haben, an der Sie sich orientieren können. Nehmen Sie sich aber auch ganz bewusst Zeiten zum Trauern und traurig sein. Damit wertschätzen Sie die verstorbene Person und entlasten sich langfristig selbst. Lassen Sie alle Gefühle zu und spüren nach und nach immer mehr Erleichterung. Trauer verändert den Menschen. Wir gehen bewusster durchs Leben, und vielleicht legen wir ganz andere Maßstäbe an unseren Alltag an. Wir verändern den Blickwinkel und für uns wesentliche Dinge stehen im Vordergrund. Evtl. trennen wir uns von vertrauten Gegenständen oder auch von Personen aus unserem früheren Umfeld. Das Leben wird neu bewertet und entdeckt. Die geliebte verstorbene Person wird jedoch immer ein wichtiger Teil des eigenen Lebens bleiben und wir werden Sie immer in unserem Herzen tragen.

© Elke Lichte