Grusel und Romantik vereint

Der Friedhof Père Lachaise

Foto © Mathias-P-R-Reding/unsplash.com
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Foto © Fabrice Nerfin/unsplash.com
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Der Cimetière du Père Lachaise in Paris gilt mit seinen 44 Hektar als der größte Friedhof von Paris und ist die erste als Parkfriedhof angelegte Begräbnisstätte der Welt. Seinen Namen erhielt der Friedhof nach Pater François d’Aix de Lachaise, welcher die Gärten anlegte auf denen der Friedhof errichtet wurde.


Die Geschichte des Friedhofs
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erließ die Stadt Paris eine neue Friedhofsordnung. Das Monopol der Kirche auf Beerdigungen sollte sein Ende finden, weshalb im Jahr 1803 ein Erlass beschlossen wurde, demzufolge mehrere kleine Friedhöfe geschlossen wurden. Neue durften nur noch vor den Toren der Stadt Paris errichtet werden. Beaufsichtigt wurden diese dann durch die Gemeinde. Andere Friedhöfe, wie der Hauptfriedhof in Mainz, folgten diesem Beispiel im gleichen Jahr.
Das erste Stück Land des neuen Pariser Friedhofs wurde vom Seine-Präfekt Nicolas Frochot am 28. Februar 1803 gekauft. Dieses lag im Osten der Hauptstadt und wurde für diesen Zweck vollkommen umgestaltet und vergrößert.
Die erste Beerdigung fand am 21. Mai 1804 statt. Hierbei wurde die damals verstorbene fünfjährige Adélaïde Paillard de Villeneuve bestattet.
Trotz des Konzepts der strikten Trennung von Kirche und Staat wurde der Friedhof unter dem Namen des Jesuitenpaters François d’Aix de Lachaise berühmt. Dieser war hundert Jahre zuvor der Beichtvater von Ludwig XIV. und gab auf dem dortigen Landgut Mont-Louis des Jesuitenordens Feste für den Adel. Die Pappelallee im Osten, die Touristen heute noch entlang gehen und bewundern können, stammt aus dieser Zeit.
Im Jahr 1808 wurde das Konzept des Père Lachaise an den klassizistischen Architekten Alexandre-Theodore Brong-
niart übergeben.  Ab 1820 kamen einige neue Friedhöfe dazu. Unter anderem der Friedhof Passy, Friedhof Montparnasse und Friedhof Montmartre. Die Mauer Mur des Fèdèrès, vor der vermutlich die letzten Kommunalen des Volksaufstands der Pariser Kommune, am 28. Mai 1871, erschossen wurden, befindet sich im Süden des Friedhofs Père Lachaise.
Am 11. November 1918 wurde von der Stadt Paris, zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands von Compiègne, eine Gedenktafel für die über 94.400 gefallenen Bürger und 8.000 Vermissten errichtet.


Der Besuch des Cimetière du Père Lachaise
Friedhöfe gelten oft als gruselige Schauerorte, die von den Verstorbenen heimgesucht werden. Doch schaut man sich genauer um, verfliegt die Furcht und man erkennt die Schönheit und friedliche Ruhe solcher Orte. Der Cimetière du Père Lachaise steckt voller Geschichte und gönnt seinen Besuchern die Auszeit, um in sich zu gehen.
Aufgebaut ist der Friedhof in breite und schmale Gassen. Die Denkmäler und Gräber könnten unterschiedlicher nicht sein. Manche werden heute noch gepflegt, an manchen nagt dagegen der Zahn der Zeit. Zu finden sind nicht nur einfache Grabsteine. Beeindruckende Mausoleen sowie kleinere Gebäude aus Granit oder Marmor erinnern an die Verstorbenen. Das Gelände wird von zahlreichen Statuen, Säulen, Skulpturen und kleinen Tempeln gesäumt. Viele verschiedene Pflanzenarten und alte Bäume schaffen die friedliche und natürliche Atmosphäre.

Foto © cocoparisienne/pixabay.com
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Letzte Ruhestätte vieler Berühmtheiten
Zu den Besuchern des Friedhofs Père Lachaise gehören jedoch nicht nur die, die die Ruhe genießen und architektonischen Bauten bewundern wollen. Auch viele Fans und Bewunderer großer Persönlichkeiten kommen von weit her, um ihren Idolen zu gedenken.
Unter anderem liegt der Sänger und Songwriter Jim Morrison auf dem Friedhof von Paris. Er gehörte zur amerikanischen Rockgruppe „The Doors“ und nahm im Frühjahr 1971 eine Auszeit in Paris. Hier starb er nur wenige Monate später unter bis heute ungeklärten Umständen.
Sein Grab wird von einer Büste gesäumt und Fans legen statt Blumen oft Schallplatten an sein Grab.
Auch der irische Schriftsteller Oscar Wilde fand nach seinem Tod die letzte Ruhe auf dem Cimetière du Père Lachaise. Er ist für seine Geschichten wie „Das Bildnis des Dorian Gray“ oder „Das Gespenst von Canterville“ berühmt geworden. Viele seiner Fans ehrten den Schriftsteller, indem Sie seinen Grabstein küssten und Lippenstift-Abdrücke hinterließen. Im Jahr 2011 beschloss man jedoch den Grabstein zu säubern und seitdem ist es mit einer Glasplatte geschützt. Jedoch lebt das Ritual weiter, denn seine Fans hinterlassen nun auf der Glasplatte die Abdrücke zu Ehren Oscar Wildes.
Die berühmte Chansonsängerin Edith Piaf hat ebenfalls ihre letzte Ruhestätte auf dem Pariser Friedhof gefunden. Die Sängerin von „La Vie en Rose“ liegt dort nicht allein; vier ihrer Geliebten liegen neben ihr. Fans können nicht nur ihr Grab besuchen, denn nur wenige Meter entfernt ist zu ihrem Gedenken ein kleines Museum, welches man besuchen kann.
Cimetière du Père Lachaise ist einer der größten, schönsten und spannendsten Friedhöfe in Europa. Durchschreitet man seine Tore, wird man zurückversetzt in eine andere Zeit und kann Geschichte und Geschichten (fast) erahnen.
Autorin: L. Hörster