Lüneburg, Mai 2024

Die Hasenburg

Hier werden Eis und Kuchen echt handgemacht

Können Sie sich noch an den Eismann erinnern? Der nette Mann, der einmal die Woche mit seinen kalten Köstlichkeiten das Herz eines jeden Kindes höher schlagen ließ?

Erfunden wurde das (Wasser-)Eis vermutlich schon im antiken China. Damals haben die chinesischen Herrscher große Eislager, ähnlich dem Sorbet, anlegen lassen. Der griechische Dichter Simonides von Keos beschreibt es als Gletscherschnee mit Zutaten wie Früchten, Honig oder Rosenwasser. Aber auch in Europa war es bekannt. Aber mit dem Untergang des Römischen Reiches ging dieses Wissen verloren.
Laut überlieferten Dokumenten soll Caterina de’Medici (im 16. Jahrhundert) als zukünftige Braut des französischen Königs Heinrich II. es gewesen sein, die ihre Gäste zum Hochzeitsbankett mit einer neuen Köstlichkeit überraschen wollte. Also beauftragte sie ihren Hofalchimisten Cosimo Ruggieri eine neue „himmlische“ Nachspeise zu erfinden.  So brachte er das Eis an den Hof. Verfeinert wurde die Rezeptur von Bernardo Buontalenti ein Jahrhundert später, indem er Eier hinzu mischte. Kurz danach mischten der Wissenschaftler Francesco Redi und der Dichter Lorenzo Magalotti auch den für Florenz typischen Vin Santo sowie Milch und Sahne hinzu. So entstand der Geschmack „Candiero“, der heute unter dem Namen „Crema fiorentina“ bekannt ist. Ein deutschsprachiges Kochbuch von Anna Wecker mit dem Titel „Ein köstlich new Kochbuch von allerhand Speisen“, das 1597 erschien, enthielt bereits ein Rezept für eisgekühlten Milchrahm, also eine Vorstufe von Milcheis.

© Mathilde Pee von unsplash.com
© Mathilde Pee von unsplash.com

Italienisches Eis aus eigener Herstellung. Täglich wechselnde Sorten: Stracciatella, Amarena, Amaretto, Vanille, Erdbeere, Nuss u. v. a.

Das erste französische Café, das auch Speiseeis anbot, eröffnete der Italiener Francesco Procopio di Cultelli 1686 in Paris, ein Koch Ludwigs XIV.: das Café Procope. Um 1700 wurde Speiseeis auch in anderen europäischen Kaffeehäusern bekannt. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Speiseeis in Frankreich auch auf der Straße verkauft. Am Boulevard des Italiens eröffnete ein Neapolitaner das erste richtige Eiscafé. Die erste bekannte Gelateria in den späteren USA gab es 1770 in New York. In Hamburg eröffnete 1799 die vermutlich erste deutsche Eisdiele, natürlich im Alsterpavillon. In den 1920er Jahren erwachten in Deutschland die ersten italienischen Eisdielen. Dies war die erste größere Welle einer durch Ausländer betriebenen Gastronomie.
Das Eis zum Mitnehmen geht in Europa offenbar auf italienische Immigranten in Großbritannien zurück, die dort in den Großstädten ab etwa 1870 auf den Straßen Eiscreme an kleinen fahrbaren Ständen verkauften. Sie wurden bald „Hokey-pokey men“ genannt, was auf den italienischen Satz „Gelati, ecco un poco“ („hier ein bisschen Eis“) zurückgehen soll.
Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, der sollte unbedingt nach Anzola dell’Emilia fahren und dem Carpigiani  „Gelato Museum“ (www.gelatomuseum.com) einen Besuch abstatten. Wer hervorragendes italienisches Eis in Lüneburg essen möchte, der sollte sich auf den Weg in die Hasenburg machen. Hier gibt es nach Eis nach original italienischem Rezept, von einem guten Freund des Gastwirtes aus Italien, frisch hergestellt und mit viel Liebe gerührt. Die Sorten wechseln nach Saison, sehr beliebt sind Stracciatella und Amarena, aber auch die Klassiker Vanille und Nuss. Pro Tag gibt es etwa fünf verschiedene Sorten.
Neben Eis locken auch die vielen köstlichen Kuchen und Torten, die in eigener Küche und von einem pensionierten Konditor in Handarbeit zubereiten werden. Allein bei der Angebotsliste mit Schwarzwälder Kirschtorte, Schokoladenkuchen oder Frankfurter Kranz läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Dazu ein guter Kaffee oder eine Eisschokolade auf der Sommerterrasse am Teich – so lässt sich der Nachmittag auch an heißen Sommertagen genießen. Im natürlichen Schatten der alten Bäume findet sich immer ein lauschiges Plätzchen.
Text: Sabine Butenhoff



Lüneburg, Mai 2024

Die Hasenburg

Über 500 Jahre Burggeschichte

Die Hasenburg blickt auf eine bis ins Mittelalter reichende Geschichte zurück. Sie wurde zwischen 1450 und 1480 herum erbaut und als Wehrturm genutzt. Zur gleichen Zeit ließen sich Lüneburger Salzkaufleute die alte Landwehr am anderen Ende der Stadt erbauen, um auswärtige Kaufleute zur direkten Durchfahrt in die Stadt Lüneburg zu zwingen. Lüneburg wurde so zu einem Knotenpunkt.

Im Norden entstand bei Bardowick die Papenburg, im Westen die Eulenburg, Richtung Osten der Alte Turm und im Süden die Hasenburg.
Hier, wo sie sich jetzt befindet, hauste einst das Rittergeschlecht derer zu Boltessen. Wie aus dem Buch „Der Sülfmeister“ von Julius Wolff zu lesen, verstand sich Ritter Boltessen von der Hasenburg mit den damaligen Ratsherren Heinrich Viskule und Volkmar Stöterogge recht gut.
Es gelangten einstmals sogar der päpstliche Legat Dietrich Dompnitz und dessen Gefolge sowie der Abt von St. Michaelis, Ludolf von Hitzacker, der Propst von Lüne, Dietrich Schupper, der Prior Hieronymus von Harling, der Propst von St. Johannes, Leonhard Lange und der von St. Nikolai, Ludwig Hanevot sowie deren Gefolge in die Stadt.
Die an der Hasenburg gelegene Brücke über den Mühlenbach bot sich als günstige Gelegenheit, Wegezölle von den Herrschaften zu verlangen. Wichtige Straßen, wie zum Beispiel der Celler Postweg und der Frachtweg nach Braunschweig konnte von hier kontrolliert werden. Ein Schlagbaum zwang die Reisenden zum Halten.
Verschiedene Burgherren walteten hier ihres Amtes, doch nicht immer mit edlen Absichten. So auch der Ritter Boltessen von der Hasenburg. Streit und Fehde mit den Stadtvätern war die Folge. Um 1485 wurde er aus diesem Grund enteignet.
Die Hasenburg im Wandel
Als der Posten nicht mehr als solcher gebraucht wurde, entstand hier eine Papiermühle, 1857 wurde es eine Papierfabrik, 1873 eine Brauerei und etwa 1925 wurde die Hasenburg zum Kinder- und Versorgungsheim.
Später wurde die Hasenburg wieder eine Brauerei mit Schankstube und Hotel.

Die Hasenburg lebt
Fast 540 Jahre später gibt es die „Schankstube“ immer noch. Zahlreiche Um- und Ausbauten haben die Einrichtung verändert und es ist auch nicht mehr wirklich eine Schankstube, sondern ein nettes Hotel mit schönen Zimmern und einer modernen Küche. Das Restaurant wurde in den vergangenen zwei Jahren zu einem multifunktionalen Saal umgebaut. Hier kann man sowohl gemütlich speisen, als auch Feste feiern oder musikalisch begleiteten Events beiwohnen. Eine Bühne mit Lichttechnik, ein schöner Flügel und ein Tresen mit Barhockern runden die Ausstattung ab.
Angeboten werden im Restaurantbetrieb verschiedene Frühstücksvarianten, Mittagstisch und gut bürgerliche Deutsche Küche an. Die Speisen werden immer frisch und mit regionalen Produkten zubereitet. Auch für die Kinder oder nicht ganz so hungrige Mäuler sorgt eine kleine Auswahl an Gerichten.
Gerade im Sommer ist der Außenbereich ein wahrer Magnet für Gäste. Die Terrasse am Wasser ist barrierefrei zugänglich. Hier lässt es sich auch an heißen Tagen gut aushalten, denn es gibt viele schattige Plätzchen am Wasser, ob durch Naturschattenspender oder Sonnenschirm.
Der Schlagbaum ist weg
Heute ist jeder Gast willkommen. Die Wegezölle gehören sehr weit vergangenen Zeiten an. Obwohl der Hausherr, Harry Böttger, die dritte Generation der Familie ist, die dieses Haus in Folge führt, so ist es doch im Vergleich zur Geschichte nur eine kurze Zeit. Die sollten Sie sich aber nicht entgehen lassen!

Text: Sabine Butenhoff



Hasenburger Brauerei

Hasenburg 1

21335 Lüneburg


www.hasenburger-brauerei.de